Die Opéra Garnier, auch Palais Garnier genannt, ist (neben der Opéra Bastille) eines der zwei Pariser Opernhäuser, die der staatlichen Institution Opéra National de Paris unterstehen. Sie wurde 1875 eröffnet und steht am rechten Seineufer im 9. Arrondissement. Sie ist nach ihrem Architekten Charles Garnier benannt. Seit der Eröffnung der Opéra Bastille im Jahre 1989 wird die Opéra Garnier hauptsächlich für Ballettaufführungen des hauseigenen Ballet de l’Opéra de Paris genutzt, führt aber nach wie vor auch klassische Opern auf.

Die Oper wurde von 1860 bis 1875 unter dem Baumeister und Architekten Charles Garnier im Auftrag von Napoleon III. erbaut. Unmittelbarer Anlass für den Neubau war ein gescheitertes Attentat auf Napoléon am 14. Januar 1858, als er zusammen mit der Kaiserin die damalige Oper Salle de la rue Lepeletier besucht hatte. Die Opéra Garnier hat einen eigenen Eingang für den Kaiser (siehe Bilder); er konnte im Pavillon aussteigen und ohne Kontakt mit dem Publikum zu seiner Loge gelangen.

Garnier hielt an einer äußeren Gestaltung fest, an der die inneren Funktionen klar erkennbar sind, und griff die traditionelle Guckkastenbühne wieder auf, die er mit einem grandiosen Rahmen umgab, Schauplatz von Lust und Luxus für Festlichkeiten des kaiserlichen Hofes und des triumphierenden Volkes.

Den Bauplatz bestimmte der Präfekt Georges-Eugène Haussmann im Rahmen der laufenden Umgestaltung der Metropole. Im Jahr 1858 wurde ein Architekten-Wettbewerb ausgetragen; die eingereichten Arbeiten wurden anonymisiert. Der junge unbekannte Garnier gewann diesen Wettbewerb überraschend. 1860 begannen die schwierigen und langwierigen Bauarbeiten. Schon der Baugrund bereitete Probleme, weil der hohe Grundwasserspiegel die Befestigung der Fundamente erschwerte. Unter dem Operngebäude befindet sich ein Grundwassersammelbecken, das regelmäßig von der Feuerwehr kontrolliert und leergepumpt werden muss.

Der Bau verzögerte sich auch durch den Krieg von 1870/71 und den Niedergang des Kaiserreichs. Nach einem Brand im bestehenden Opernhaus Le Peletier 1873 entschloss sich die Regierung der Dritten Republik, den Bau fertigstellen zu lassen. Die neue Oper wurde am 5. Januar 1875 eingeweiht.